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Magdeburger Jugendclub feiert mit „fetten Beats“ und „Live-Graffiti-Action“

Haben bis zu den Jubiläumsfeierlichkeiten im „Hallenhausen“ alle Hände voll zu tun: Tino (v.l.), Jey (mit Bibi), Dende, Rodney und Fabi. Denn dann öffnet der Traditionsclub mit Musik von DJ Desk, Live-Performance und Graffiti-Action seine Tore. Foto: Anna Mydla

Von Anna Mydla

An der Grenze zu Magdeburg-Stadtfeld liegt einer der traditionsreichsten Jugendclubs der Stadt: Hallenhausen. Hier ist so mancher Graffiti-Künstler hervorgegangen, der sich mittlerweile einen Namen gemacht hat. Aber nicht nur die Bilder aus der Dose stehen im Vordergrund, vor allem geht es um das gemeinsame Miteinander. Und weil das schon seit 25 Jahren so gut klappt, wird das jetzt am 1. September groß gefeiert.

Das Gelände des Clubs, An der Steinkuhle 21, liegt genau zwischen der Total-Tankstelle und einem neuen Wohngebiet. Stimmengewirr dringt einem schon auf der Einfahrt entgegen, mehrere Jungs fegen über den Bolzplatz, eine kleine Gruppe werkelt an einem wackeligen Tisch herum, die älteren Clubmitglieder sind in Fachgespräche vertieft, das Jungvolk amüsiert sich in einer anderen Ecke.

„Alles fing damit an, dass eine Gruppe junger Hip-Hoper eine Wand zum Sprühen gesucht hat und auf einem wilden Fabrik-Gelände am heutigen Wilhelmstädter Platz fündig geworden ist“, erzählt Rodney, der mit bürgerlichem Namen Oliver Elze heißt. Der heute 37-Jährige war einer von ihnen und erzählt weiter, wie es sich das kleine Trüppchen mit Sofas vom Sperrmüll gemütlich gemacht hat und das Anfang der neunziger Jahre eben noch vieles möglich war.

Ein Mitarbeiter vom Jugendamt vermittelte den Jungs 1995 schließlich das jetzige Gelände. „Wir haben aus der alten Baracke alles Mögliche rausgerissen und sie für uns ausgebaut. Die Stadt hat sich um die Elektrik gekümmert“, erinnert Rodney sich zurück. Eine zweite Baracke wurde gänzlich abgerissen, das Außengelände gestaltet, über das Jugendamt wurde ein alter Bauwagen vermittelt, der zur Bar umfunktioniert wurde. „Und so waren wir plötzlich der erste selbstverwaltete Jugendclub Deutschlands“, erzählt er von den Anfängen.

Etliche Konzerte, zumeist aus dem Genre des Hip-Hop, stiegen auf dem Gelände. Der Rostocker Musiker Marteria gab hier beispielsweise sein erstes Konzert.

Außer der Musik steht auch im Mittelpunkt der Clubmitglieder nach wie vor der großflächige, farbige Ausdruck. Es geht darum, eine geschickte Sprühtechnik zu beherrschen, einen eigenen Stil zu entwickeln. Die bunt gestaltete Mauer zeugt noch vom letzten Workshop, den die „Hallenhausener“ mit interessierten Jugendlichen durchgeführt haben.

„In den letzten 25 Jahren haben wir hier schon viel möglich gemacht. Mittlerweile wird die nächste Generation hier groß“, erzählt Rodney. Diese bringt neue Ideen und einen neuen Musikgeschmack mit.

„Die Älteren sagen uns nicht, was wir zu machen haben und wir respektieren, was sie hier auf die Beine stellen konnten. Es ist einfach ein super Miteinander“, erzählt Johannes, der von allen nur Jey genannt wird.

Und tatsächlich scheint es eine natürlich gewachsene Hierarchie mit Respekt und Toleranz. Wichtige Dinge werden sowieso in der Gruppe entschieden und alle packen mit an, bei den jährlich stattfindenden Arbeitseinsätzen beispielsweise – egal ob Dach, Fassade oder der Garten auf Vordermann gebracht werden muss. Für ihren Status als selbstverwaltete Jugendeinrichtung zeigen alle Einsatz.

„Es gibt einfach zu wenig soziale Freiräume wie diesen hier in der Stadt“, räumt Jey abschließend ein und wünscht sich, dass der Club noch lange bestehen bleibt.

Neugierig geworden auf Magdeburg-Stadtfeld? Mehr Infos aus dem Kiez gibt es in der E-Paper-Ausgabe September 2018.

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