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Magdeburgs Generation Plus: Mit Liebe und Backen

Elisabeth Bock in der Schlossküche der Lippertschen Villa. Hier geht nicht nur der Hefeteig auf – auch das Herz der begeisterten Bäckerin, wenn sie mit Seel und viel Liebe bäckt. Foto: Steffi Pretz

Auch wenn ein Leben ohne Kuchen lebbar ist, so wäre es einfach zu schade, die irdische Zeit so ganz ohne süßes Backwerk zu verbringen. Und in einem ist sich Elisabeth Bock als älteste Bäckerin von Stadtfeld sicher: Eine Zutat darf weder beim Backen noch im Leben fehlen – ganz viel Liebe.

Von Steffi Pretz

Die 90 Jahre sieht man der zierlichen Frau bei Weitem nicht an. Seit 1952 wohnt sie in Stadtfeld und kann von einem Leben mit vielen Jahren und Ereignissen berichten. Die alte Zeit wird wieder lebendig, wenn sie voller Energie und mit leuchtenden Augen davon erzählt. Von einem Leben, welches nicht immer nur Zuckerschlecken war – anders als bei ihren heutigen Backwerken.

Den Krieg und die Nachkriegszeit hat sie erlebt, Entbehrungen gehörten zum Alltag. Dennoch erinnert sie sich an vieles gern. Besonders an die Zeit ihrer Ausbildung zur Hauswirtschaftlerin. Ihrer Lehrfrau verdanke sie sehr viel, nicht nur einzigartige Rezepte, die sie bis heute in Ehren hält und auch an die nächste Generation weitergibt.

„Kochen und Backen waren in den schweren Zeiten nach dem Krieg nicht so lustig wie heute“, erzählt die Bäckerin. Es gab sogenannte „Kriegsrezepte“. Aus denen wurden Speisen und Kuchen aus den Zutaten gekocht und gebacken, die eben gerade da waren. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht. Eigenes Brot für die ganze Woche zu backen war ganz normal und zählte zu den festen Strukturen jeder Familie.

Auf die Frage, was sie heute am liebsten bäckt, antwortet sie sofort: „Hefekuchen! Und den in vielen Varianten, als Zuckerkuchen, als Streuselkuchen und auch als Sahnekuchen“.

Dann ist der Genuss von selbst gebackenem Kuchen eine kleine Garantie für ein so langes und erfülltes Leben? Die Dame schmunzelt: „Wenn er mit Liebe gebacken ist, auf jeden Fall. Aber auch viel Bewegung an frischer Luft, meine allmorgendliche Gymnastik, liebe Menschen ringsum und vor allem positive Gedanken sind meine Kraftquelle“. So wie wir schlechte Rosinen aus einem Teig rupfen, so sollten wir auch schlechte Angewohnheiten und vor allem miesepetrige Gesellen aus unserem Leben verbannen, rät die 90-jährige.

Bis heute hält sie sich an die mahnenden Worte ihrer Mutter: „Sage nie, das kann ich nicht. Sag ich will’s versuchen.“ Das gilt auch für das Kuchenbacken.

Und so lädt Elisabeth Bock alle Leckermäuler und Hobbybäcker in die Stadtfelder Schlossküche in der Lippertschen Villa, Steinigstraße 12A ein, ihr am 22. September im Rahmen der Kulturnacht ab 19 Uhr beim öffentlichen Kuchen backen über die Schulter zu schauen und es auch selbst zu versuchen, wenn sie die Geheimnisse ihrer Hefekuchen- und Blätterteigrezepte beim Klang der „Küchenlieder“ durch die „Schmidt-Singers“ lüftet.

Neugierig geworden auf Magdeburg-Stadtfeld? Mehr Infos aus dem Kiez gibt es in der E-Paper-Ausgabe September 2018.

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