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Magdeburger Wohnzimmerkonzerte

Ein Hobby mit Anspruch

Wohnzimmerkonzerte in Magdeburg

Philipp Kloss und Co-Projektleiterin Gina Mund von den Wohnzimmerkonzerten Magdeburg. Foto: Sebastian Vandrey

Mehr Musik für Magdeburg fernab des Mainstreams – dafür sorgen seit runden fünf Jahren die Magdeburger Wohnzimmmerkonzerte. Ein Stadtfelder gibt dabei mit den Ton an und erfüllt sich und den Besuchern so manchen musikalischen Traum.

Von Robert Richter

Eine Gruppe von ca. 30 Enthusiasten organisiert in der Freizeit die Reihe mit monatlichen Live-Konzerten in Privatwohnungen. Gerade Anfang Juni wurde im Stadtfelder Glacis-Park mit einem Open-Air der Geburtstag ganz groß und zur Abwechslung mal ganz öffentlich mit hunderten Besuchern gefeiert. Normalerweise ist alles höchst exklusiv und die Adresse bleibt, außer für die limitierte Anzahl an Besuchern, streng geheim (Anmeldung online nach dem Prinzip „Wir zuerst kommt, malt zuerst“).

Seit fünf Jahren mit dabei und als Co-Projektleiter einer der Köpfe ist der Stadtfelder Philipp Kloss. „Mein Stadtfeld“ traf ihn zum Feierabend nach getaner Arbeit als Produktionsplaner in der Industrie auf eine Tasse Kaffee im „Amsterdam“ und sprach mit ihm über das „exzessive Hobby“ sowie die Leidenschaft für Musik und Subkultur in der Elbestadt, die das Projekt immer weitertreibt.

Philipp Kloss über …

… das erste Wohnzimmerkonzert vor fünf Jahren:
„Tina, die Gründerin der Wohnzimmerkonzerte, hatte eine Couchsurferin zu Gast, die bei ihr übernachtete. Sie war nebenbei Musikerin und wollte sich mit einem spontanen Konzert in der Wohnung für Tina und ihre Freunde für die Gastfreundschaft bedanken. So ging es los.“

… die Auswahl der Wohnungen:
„Die Location muss schon eine gewisse Größe haben. Wir verfolgen einen professionellen Anspruch, wollen das perfekte Hörerlebnis und eine besondere Atmosphäre schaffen. Dazu muss Technik aufgefahren werden, und wir gestalten die Location teilweise um. Das muss der Wohnungsinhaber ebenso wollen wie fremde Besucher. Natürlich kann jeder auch eine gewisse Anzahl von eigenen Freunden einladen – und die Wohnung stellen wir nach dem Konzert wieder im Originalzustand her! Inzwischen legen wir den Begriff ‚Wohnzimmer‘ aber auch großzügiger aus. Unlängst waren wir zum Beispiel in einem größeren Büro zu Gast.“

… Ärger mit Nachbarn:
„Gibt es nicht. Die Nachbarn werden im Idealfall einfach mit eingeladen, und mit Aushängen werden alle im Haus vorher informiert. Die Konzerte sind auch zeitlich begrenzt, allerspätestens 22 Uhr ist alles vorbei und es herrscht Nachtruhe.“

… Künstlergagen und Auswahl der Acts:
„Für ein Wohnzimmerkonzert bei uns gibt es keine feste Gage. Am Ende geht der Hut rum. Inzwischen können wir aus Erfahrung schon ganz gut abschätzen, wie viel durchschnittlich pro Gast zusammenkommt. Viele Künstler schätzen dessen ungeachtet solche Auftritte in intimer Atmosphäre besonders, Auge in Auge mit den Zuhörern. Das ist viel unmittelbarer als sonst auf der Bühne. Beim Booking ist es uns wichtig, neben lokalen Acts Künstler aus dem In- und Ausland nach Magdeburg zu holen, um die Stadt kulturell zu bereichern. Aber keine Radiokünstler! Stilistisch geht es von Pop über Indie und Rock bis hin zu Elektronika. Jazz, Soul und Hiphop hatten wir auch schon.“

… Wohnzimmerkonzerte als Hobby:
„Es ist ein exzessives Hobby, aber mit professionellem Anspruch. Es kostet auch Geld, wie viele andere Hobbys. Wir haben auch ein großes Team für Öffentlichkeitsarbeit und Social Media. Unser Antrieb: Magdeburg braucht diese Live-Musik und Subkultur. Mir persönlich hat vorher etwas gefehlt, deshalb mache ich das. Das positive Feedback sowohl von Besuchern als auch Künstlern pusht uns dabei, und wir wachsen zuweilen über uns hinaus. Jeder ist mit Herzblut dabei.“

Neugierig auf Magdeburg-Stadtfeld? Aktuelles aus aus dem Kiez im E-Paper für Juli 2018.

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