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Hitzige Debatte um Schlachthof Magdeburg


Ein neues Verkehrskonzept für das alte Schlachthofareal an der Liebknechtstraße und die Liebknechtstraße selbst – das hat Dieter Scheidemann, Beigeordneter für Bauen und Verkehr der Stadt Magdeburg, den Stadtfeldern versprochen. „Das Verkehrskonzept kommt, wir machen das jetzt“, sagte Scheidemann auf einer Bürgerversammlung Anfang Juli. Zuvor hatte er scharfe Kritik einstecken müssen. Auch ein geplantes neues Möbelhaus in dem Gebiet stößt auf Protest.

Von Robert Richter

Magdeburg. Während der Veranstaltung in den Räumlichkeiten von „Naturata“ am Schlachthofareal stellten Vertreter des Magdeburger Stadtplanungsamtes Bebauungspläne für das Gelände rund um „Kaufland“ und die Hermann-Gieseler-Halle vor. Prägen heute noch Brachflächen das Areal, wird sich das Gesicht durch mehrere größere Bauvorhaben in Zukunft deutlich ändern. Zahlreiche neue Bewohner, Geschäfte und Einrichtungen sollen hier heimisch werden.

Dass im Saal eine hitzige Atmosphäre herrschte, lag dabei längst nicht nur am Sommerwetter. Anwohner hatten an dem Abend Aussagen zur Verkehrskonzeption erwartet. „Sie verschließen die Augen davor, dass hier zusätzlich eine Masse an Verkehr auftreten wird. Sie müssen das Verkehrskonzept überdenken!“, so ein Besucher. Eine andere Stimme: „Offenbar planen die Behörden hier aneinander vorbei.“

Schon jetzt sei die Liebknechtstraße teilweise überlastet. Künftig würden jede Menge Auto sowie Anlieferverkehr für Geschäfte für zusätzliche Belastung auf der Liebknechtstraße sowie auf den Straßen innerhalb des Schlachthofareals sorgen.

Den Vorwurf der Untätigkeit und fehlender Koordination wies der Baubeigeordnete zurück. Der Stand der Planungen sei erst jetzt soweit, „dass wir die einzelnen Mosaiksteinchen zusammensetzen können.“ Dann werde ein Gesamtkonzept entwickelt, Verkehrsplanung inklusive.

Auf dem Schlachthofareal soll in den nächsten Jahren praktisch ein völlig neues Stadtviertel entstehen – mit neuen mehrgeschossigen Wohnhäusern, Büros, Geschäften und Einrichtungen. Dazu zählen unter anderem auch ein Neubau für eine öffentliche Grundschule, ein öffentlicher Spielplatz, eine private Pflegeeinrichtung und ein Möbelhaus („Poco“).

Die Gieselerhalle, derzeit noch dem Sport vorbehalten, soll nach 2020 ebenfalls für eine gewerbliche Nutzung hergerichtet werden. Sie wurde bereits in private Hand verkauft. Leerstehende historische Hallen im Umfeld von „Kaufland“ sollen für ein Fachmarktzentrum (u. a. Drogeriemarkt, Schuh- und Textilhandel) ausgebaut und dabei nach Denkmalschutzauflagen erhalten werden.

Am Gesamtplan beteiligt sind neben der Stadt selbst gleich mehrere verschiedene private Investoren und Grundstücksbesitzer. Mehrere Bebauungspläne für die einzelnen Teilflächen werden derzeit erstellt und müssen dem Stadtrat Stück für Stück zum Beschluss vorgelegt werden. Dieser hat jeweils das letzte Wort.

Das gilt auch für das neue Möbelhaus, das für zusätzliche scharfe Kritik von Stadtfeldern sorgt. Es soll zwischen Gieselerhalle und Westring gebaut werden. „So etwas gehört nicht nach Stadtfeld, sondern an den Stadtrand“, kritisierte etwa Thomas Opp, Vorsitzender vom Verein „Bürger für Stadtfeld“, den Bau nebst geplanten rund 500 Stellplätzen im Umfeld der Hermann-Gieseler-Halle deutlich.

Wie er äußerten auch andere Redner die Befürchtung, der „Industriebau“, von einigen wegen seiner geplanten Kastenform und Fassadengestaltung als „gelber Schuhkarton“ tituliert, werde mit 15 Metern Höhe die denkmalgeschützte Gieselerhalle regelrecht „erdrücken“ und deren Ansicht stören.

Hier könne die Magdeburger Bauverwaltung aber nur die Hinweise aus der Bürgerversammlung an den Investor weitergeben, hieß es. Dieser sei weitgehend frei in der Gestaltung. In Stadtfeld formiert sich jedenfalls gegen dieses Projekt bereits Protest.

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