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Damenstammtisch in Magdeburg-Stadtfeld

Bestrickend schöne Gespräche

Strickende Frauen in Magdeburg-Stadtfeld

Die „Stricklieseln“ (v.l.): Heidi Rodenwald, Beatrix Ahlgrimms, Dagmar Peter, Brigitte Grunau, Marlis Trimborn und Sonja Wagner. Foto: Steffi Pretz


Sie treffen sich nicht täglich, auch nicht um viertel nach drei. Aber schon in einem Café, und es darf auch gern mit Sahne sein. Die Rede ist vom Stammtisch der Damen, die in ihrer Freizeit bestrickend schöne Gespräche bei Kaffee und Kuchen führen und Masche für Masche das Fortschreiten ihrer textilen Kunstwerke inmitten lustiger und anregender Geselligkeit genießen.

Von Steffi Pretz

Magdeburg. Jede Woche ist im Stadtfelder Café „Kaffeetasse“ in Magdeburg ein Tisch reserviert. Sechs Damen, die meisten von ihnen im Ruhestand, nehmen dort Platz und packen ihr Strickzeug aus. Die Runde, die früher in einem Bastel- und Handarbeitsladen die Maschen zählte, hat seit gut zwei Jahren ein neues Domizil in der „Kaffeetasse“.

Immer donnerstags ist der Tisch mit den Strickkünstlerinnen mit einer zauberhaften Unordnung von Wollknäulen, Stricknadeln, allerlei Handarbeitszeitschriften und Notizen zu den Strickmustern übersät. Dazwischen finden Kaffee und Kuchen ihren Platz.

Alle Damen sind so versiert in der Handarbeitskunst, dass sie sich beim Reden mehr in die Augen schauen, als viele Smartphonebesitzer. Es ist auch genau diese Tatsache, die von allen so geschätzt wird; ein reales Treffen, persönliche Kontakte, schöne Gespräche. „Einige von uns haben auch Strickmaschinen zu Hause stehen, aber teilweise stehen die noch in der Originalverpackung da. Es ist einfach schöner, mit der Hand zu stricken. Das Strickzeug können wir einfach einpacken und überallhin mitnehmen“, erzählt Dagmar Peter zwischen rechten und linken Maschen auf der Nadel.

Mit der Leidenschaft fürs Stricken haben sich alle Frauen von ihren Müttern oder Großmüttern anstecken lassen. Auch der Handarbeitsunterricht, den es damals in den Schulen noch gab, war bei manchen die Geburtsstunde ihres Hobbys. Marlies Trimborn berichtet, dass es schon zu einer Art Sucht werden kann. Dieses Kreieren von Textilien auf glatten Nadeln. Und erst das Kaufen der Wolle… Alle Damen pflichten ihr seufzend bei. Kein Woll-Laden ist sicher vor ihnen, wenn es in eine Stadt geht, wo sie noch nicht waren. „Wir versinken gern in diese Welt aus bunten und weichen Fäden, Sommer- und Wintergarnen, den Strickmustern und den klassischen und auch exotischen Stricknadeln. Der Markt ist fast un­überschaubar“, sagt Heidi Rodenwald begeistert.

Was wird denn am liebsten gestrickt? Strümpfe sind immer aktuell – mit einer Rundnadel oder klassisch mit fünf Nadeln (für jeden Laien ein Buch mit sieben Siegeln) – Tücher, Schals, Pullover natürlich, aber auch gern und viel Kleidchen und Jäckchen für die Enkel. Eigentlich alles, aber alles mit viel Spaß und einer großen Portion Leidenschaft. Oft einfach „frei nach Schnauze“, weil die Erfahrung das Maschenzählen überflüssig macht. Aber manchmal auch ganz akribisch nach Anleitung. Zum wöchentlichen Stricktreff werden dann die Werke mitgebracht, gezeigt, es wird weiter daran gearbeitet und auch gern ein Tipp und die Meinung der anderen „Stricklieseln“ eingeholt. Und zwischen Maschen und Muster werden alle möglichen Themen eingestrickt. Von Enkelkindern über den Urlaub, das Wetter, die neuesten Strick-
ideen bis hin zu Männern.

Die Damen mögen die Geselligkeit, und manchmal sind die Gespräche so fesselnd, dass auch mal gar nicht gestrickt wird. Harmonie und Gemeinschaft halten diese Runde zusammen.

Abschließend erzählt Sonja Wagner: „Stricken ist in, das stirbt sicher nicht aus. Wir geben diese Handarbeitskunst gern an unsere Kinder und Enkelkinder weiter. Es ist ein Hobby, das Spaß macht und bei dem etwas Individuelles und Nützliches entsteht. Nicht nur für Senioren.“

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