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Vereine: Fanhilfe Magdeburg e.V.

Am 1. FC Magdeburg kommt in der Stadt niemand vorbei. Dass der Club jetzt in der zweiten Liga mitmischt, weiß in Magdeburg wohl fast jeder. Was dagegen nicht jeder weiß: Mit der „Fanhilfe Magdeburg“ gibt es einen Verein, der sich den Belangen von Anhängern des blau-weißen Clubs widmet. Wer den direkten Kontakt sucht, ist in Stadtfeld an der richtigen Adresse.

Mitglieder der Fanhilfe Magdeburg

Blau-weißer Zusammenhalt: Die Mitglieder der Fanhilfe Magdeburg unterstützen mit einem Spendenscheck die Familie des verstorbenen Hannes. Foto: Wiebe/Verein

Von Manuela Bock

Für Außenstehende ist es auf den ersten Blick nicht ganz einfach auseinander zuhalten, womit sich die Vereine im Dienste der blau-weißen Anhängerschaft beschäftigen. Der Sitz vom „Fanprojekt Magdeburg“ ist nicht zu übersehen: Wer erstmal die Hermann-Gieseler-Halle ein Stück umrundet hat, erkennt schnell den zweifarbigen Anstrich des Flachbaus. Das „Fanprojekt“ versteht sich nicht nur als Unterstützer der FCM-Fans, sondern auch als offener Treff, wo gespielt, geredet und Historisches gesammelt wird. Die angestammten Räume stellt das Projekt seinem „Mitspieler“ zur Verfügung. Der Verein „Fanhilfe Magdeburg“ organisiert sich zwar größtenteils über Telefon und Computer, aber wenn ein Anlaufpunkt benötigt wird, stehen die Türen in Stadtfeld offen.

Auch Oliver Wiebe geht hier ein und aus. Umgeben von Devotionalien und alten Postern, erklärt das Gründungsmitglied der „Fanhilfe“ gern, was der gemeinnützige Verein macht. „Wir verstehen uns als Solidargemeinschaft von Fans des 1. FC Magdeburg und unterstützen vor allem die Fans, die vor, während oder nach Spielen des Clubs in Konflikte geraten“, sagt der Magdeburger und blickt auf das Jahr 2015 zurück. Damals ergreift eine kleine Gruppe – natürlich allesamt eingefleischte Clubfans – die Initiative und hebt den Verein aus der Taufe. Vorausgegangen waren der Gründung „unschöne Ereignisse bei einem Viert-Liga-Spiel des FCM“, so Wiebe. Zum Spiel gegen die zweite Mannschaft von Union Berlin pilgern damals mehr als 250 Magdeburg-Fans in die Bundeshauptstadt. Als aus einer kleinen Gruppe heraus Flaschen geworfen werden, wird für alle Mitgereisten ein Stadionverbot auf Bewährung verhängt. „Aus unserer Sicht war das eine unnötige Schikane“, sagt Oliver Wiebe. „Dagegen wollten wir etwas tun.“ Heute hat die „Fanhilfe Magdeburg“ knapp 400 Mitglieder, wer aktiv mitmacht, tut dies ehrenamtlich. Wer zum Verein gehört, zahlt monatlich drei Euro. „Damit finanzieren wir die Beratung durch Anwälte oder den Druck von Flyern“, erklärt Wiebe, der sich vor allem um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert.

Neu erfunden haben die Magdeburger eine solche Gemeinschaft nicht. Vor etwa zehn Jahren gründet sich in Nürnberg die erste „Fanhilfe“. „Heute gibt es in Deutschland über 25“, weiß Oliver Wiebe. So unterschiedlich die Mannschaften der Fans auch seien, meint er, so ähnlich seien auch die Ziele der Helfer-Gemeinschaften. Priorität hat dabei die Aufklärung der Fans über ihre Rechte. Wiebe sagt: „Wir möchten allen dort zu ihrem Recht verhelfen, wo sie es auch haben.“ Dazu zähle aber häufig auch der Umgang mit der Fan-Masse. „Sie müssen sich vorstellen“, sagt Oliver Wiebe, „dass Fans, die ihre Mannschaft begleiten wollen, oftmals im Pulk eingekreist werden, auf Bahnhöfen dürfen wir uns häufig nicht frei bewegen, also auch nicht zum Kiosk oder auf die Toilette gehen. Wer könnte sich das für Besucher vorstellen, die in Massen zu einem Konzert pilgern?“

Immer wieder hebt das engagierte Vereinsmitglied aber auch hervor: „Wir verherrlichen keine Gewalt. Wir möchten friedliche Spiele, inklusive An- und Abreise, aber wir möchten auch nicht mit Vorurteilen behandelt werden.“ Wer sich straffällig verhält, müsse natürlich auch mit den Folgen rechnen, so Wiebe. Wenn Fans jedoch „unnötig gegängelt würden“, wäre das „einfach nicht fair“.

Für Veränderungen in der Wahrnehmung soll auch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sorgen. Die „Fanhilfe Magdeburg“ kooperiert nicht nur mit Fanhilfen anderer Städte, sie macht auch immer häufiger den Schritt „nach draußen“, organisiert Podiumsdiskussionen, stellt bei Heimspielen den Infostand auf, legt Flyer aus, twittert, versendet einen eigenen Newsletter oder Pressemitteilungen. „Der Dialog ist uns immens wichtig“, betont Oliver Wiebe.

Ein Höhepunkt im Vereinsleben ist vor zwei Jahren der Treff des Dachverbandes aller Fanhilfen, der in Magdeburg abgehalten wird. Als „weitere Schritte in die richtige Richtung“ bezeichnet der FC-Magdeburg-Fan, die Einbindung von Landtagsabgeordneten, die schon als unabhängige Beobachter im Stadion unterwegs waren, um die Stimmung aufzunehmen.

Die soll eben immer gut sein – und nicht durch Ärger geprägt sein, meint Wiebe. „Manchmal wird ja schon jeder verdächtig, der nur einen blau-weißen Schal umhat und manchmal gilt man als Fan schon per se als gewalttätig. Zu zeigen, dass dies nicht so ist, sondern dass es vor allem „um die blau-weiße DNA geht, die eingefleischte Fans haben“, gehört zu den Hauptaufgaben des Stadtfelder Vereins.

Noch mehr in den Fokus möchte der Verein auch seine Präventionsarbeit rücken. Oliver Wiebe: „Viele suchen erst bei uns Hilfe, wenn sie in Konflikt geraten sind.“ Der Verein versucht dann, mit Beratung und Vermittlung zu helfen, würde allerdings gern schon viel früher ansetzen. Diese Aufklärung zieht sich durch die gesamte Vereinsarbeit – auch und gerade bei Spieltagen.

Steht der Club auf dem Rasen, wird ein Notfall-Telefon freigeschaltet, bei Auswärtsspielen ist der Verein vor Ort, um bei Problemen zu helfen. In manchen Fällen vermittelt der Verein seinen Mitgliedern auch Rechtsanwälte. Und manchmal sind es die kleinen Dinge, die den Fans weiterhelfen. Fragen wie: „Wo findet das nächste Spiel statt?“ „Wo gibt’s Tickets?“ würden sie am Infostand natürlich auch beantworten, meint Oliver Wiebe.

Welche Vereine sonst noch aktiv sind in Magdeburg? Diese und weitere Neuigkeiten lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Mein Stadtfeld“.

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