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So nachhaltig sind die Menschen und der Kiez

Immer mehr Menschen sind Nachhaltigkeit, Konsumbewusstsein und Ressourcenschonung wichtig – hinter diesen Trendbegriffen verbirgt sich ein verändertes Selbstverständnis vom passivem Konsumenten hin zum Lebenswelt gestaltenden Verbraucher. Mensch- und Tiersensibles Verhalten, Umweltschonung, eine gesunde, unbelastete Ernährung, fairer Handel, entsprechende Bezahlung des Produzenten stehen bei den meisten dieser Leute hoch im Kurs. Auch in Magdeburg-Stadtfeld sind das wichtige Themen.

Von Anna Mydla

In immer mehr Magdeburger Geschäften und auch Cafés kann man sich beispielsweise unterwegs seine eigene Wasserflasche auffüllen lassen. Dem bundesweiten Projekt „Refill“ schließt sich an, wer unnötigen Plastikmüll vermeiden möchte.

Ralf Dounz-Weigt und Ulrike Wahry vom Spielwagen e.V. vor den Kühlschränken des Kinder- und Familienzentrums Emma. Foto: Anna Mydla

Damit nicht Aufgegessenes zu Hause oder nicht mehr Verkaufbares von Lebensmittelgeschäften weggeworfen werden muss, gründete bereits 2013 der Verein Spielwagen e.V., ansässig im Kinder und Familienzentrum Emma in der Annastraße 32, das Projekt „Lebensmittel retten Magdeburg“. So wird den Händlern, Produzenten und Privatpersonen die Möglichkeit gegeben, überschüssige Lebensmittel kostenfrei zu teilen“, erklärt Ralf Dounz-Weigt vom Spielwagen e.V. die Idee dahinter. Das Vorzeige-Projekt aus Stadtfeld hat längst in ganz Magdeburg Schule gemacht. Und so retten über 60 Freiwillige bei monatlich etwa 300 Fahrten mit dem Fahrrad, Lastenrad oder dem eigenen Auto jährlich über 40 Tonnen Lebensmittel in der Elbestadt.

Lebensmittel zu retten ergibt natürlich nur Sinn, wenn sie auch Jemandem zu Gute kommen. Dazu gibt es neben den zwei Kühlschränken und dem Tierfutterschrank im Vorgarten des Kinder- und Familienzentrums Emma weitere acht offizielle Verteilerpunkte verstreut über das Stadtgebiet. Auf der Magdeburger Facebook-Seite „Lebensmittel retten“ weist gerade bei größeren Mengen ein kurzfristiges Posting auf den aktuellen Inhalt hin. Sich daran zu bedienen, ist jeder aufgerufen.

Wer gern etwas in den Kühlschrank für andere Menschen hineinlegen möchte, findet an der Kühlschranktür eine Liste von Lebensmitteln, die nicht hinein dürfen – wie leicht Verderbliches. „Im Sinne der Nachhaltigkeit sollten Lebensmittel wertgeschätzt und nicht verschwendet werden“, sagt Ralf Dounz-Weigt.

Eine Verschwendung wäre es auch, die leckeren Marmeladen, die es derzeit im Kinder- und Familienzentrum gegen eine Spende von 1,50 Euro gibt, nicht zu probieren. Egal ob aus Mango, Aprikose, Pfirsich, Apfel oder in Mix-Sorten oder mit Lavendelnote, alle Kreationen stammen von gespendetem Obst.

Eine Frau bringt Bücher für den Gratisflohmarkt in Magdeburg

Bettina Kracht bringt eine Kiste Bücher zum Gratisflohmarkt. Foto: Anna Mydla

Nicht wegzuwerfen, sondern Jemandem zukommen zu lassen, das geht natürlich auch mit Geschirr, Büchern, Kleidung, Möbeln etc. Auch Bettina Kracht bringt eine Kiste voll Bücher zum Abfallwirtschaftsbetrieb in der Liebknechtstraße, welcher zweimal im Jahr einen Gratisflohmarkt abhält. Sie sagt: „Vielleicht freut sich ja jemand über Alexandre Dumas‘ ‚Die drei Musketiere‘ – es ist durchaus lesenswert“.

„Viele Bürger möchten die Dinge nicht wegschmeißen und freuen sich, wenn noch jemand diese nutzt. Letztlich ist der Gratisflohmarkt zur Abfallvermeidung entstanden, weil auch immer wieder gutes Zeug auf der Straße stand“, erzählt Ines Tröstler vom städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb der auch die Abholung von Sperrmüll organisiert“. „Einmal suchte eine Frau zu ihrem Lieblingstafelservice eine Tasse, die ihr Mann zerbrochen hatte. Auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden wurde nirgends das gesuchte Muster ihres alten Service angeboten. Erst bei unserem Gratisflohmarkt wurde sie fündig. Sie und mit Sicherheit auch ihr Mann waren glücklich darüber“, fügt Ines Tröstler an.

Wer Haushaltsgegenstände nicht zum Gratisflohmarkt bringen kann, kann die städtische Börse nutzen.

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