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Traditionsreicher Metallbauer Kumpert in Magdeburg schließt

Über ein ganzes Jahrhundert existierte die Metallbaufirma in der Olvenstedter Straße 25. Eine lange Ära in dem Metall verarbeitenden Betrieb geht zu Ende. Der Besitzer Bernhard Kumpert schließt die Tore zur traditionsreichen Werkstatt für immer.

Bernhard Kumpert - Metallbauer aus Magdeburg

Bernhard Kumpert schließt die Tore der Werkstatt nun für immer, nachdem er als fünfter Besitzer der Metallbaufirma in Magdeburg viele Jahre tätig war. Foto: Steffi Pretz

Von Steffi Pretz

In der Luft liegt noch der typische Geruch von Metall, vom funkensprühenden Schweißen. Und ein Tor wartet darauf, repariert zu werden. Es ist der letzte Auftrag vom Schlosser- und Schmiedemeister Bernhard Kumpert. Seit 2004 betrieb der gelernte Maschinen- und Anlagenmonteur als fünfter Besitzer dieser Werkstatt die Metallbaufirma auf dem Hinterhof des Oli-Kinos – früher auch bekannt als „Dehnes Hof“.

Im Jahr 1904 wurde die Werkstatt von Friedrich Graumann gegründet, der die Firma dann seinem Sohn übergab. In den 60er Jahren übernahm dann Otto Brand das Gewerbe und gab es 1979 an Dieter Schaulatys weiter. Danach schloss Bernhard Kumpert für 15 Jahre die Tore zu der Metallbaufirma in Stadtfeld Ost auf.

Der 63-Jährige geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Ich bin einerseits froh, nach langen Arbeitsjahren und einer körperlich sehr anstrengenden Arbeit in den Ruhestand gehen zu können“, erzählt er. „Aber gleichzeitig macht es mich auch traurig, diese Tradition nach 115 Jahren endgültig abzuschließen.“

Auf- und abgeschlossen wurde viel, Reparaturen von Schlössern gehörten mit zum Arbeitsalltag. Darüber hinaus wurde in der Metallbaufirma alles an Arbeiten abgewickelt, was mit Metall zu tun hat. „Alles, was man sich vorstellen kann, haben wir mit Metall gemacht: geschnitten, geformt, gebohrt, geschweißt, genietet, auseinander- und wieder zusammengefügt.“ Auftraggeber waren kleinere Baubetriebe und auch private Haushalte. Auch für das Ravelin 2 wurde einmal ein Tor gefertigt. Aber auch Reparaturen von Stühlen, Zäunen, Fertigung von Unterkonstruktionen für Terassen und auch Elemente für Kirchenfenster zählten zu den Dingen, die in der Halle erschaffen wurden.

Ein Leuchten steht dem Handwerksmeister in den Augen, wenn er davon erzählt, wie er gern eigene Ideen und seine Kreativität eingebracht hat, zum Beispiel bei der Fertigung von Toren. „Aber von der Kunst allein erhält sich kein Betrieb; auf dem einst mit goldenem Boden bezeichneten Handwerk hat sich eine Staubschicht gelegt, gebaut aus den Nöten, mit denen fast alle kleinen Firmen zu tun haben“. Zu wenig Wertschätzung der Arbeit durch die Kunden sei es, die es nicht zulasse, die eigentlich notwendigen Löhne zu zahlen. Da gingen die frisch ausgebildeten jungen Leute lieber in große Firmen. Nicht immer werden dort Traditionen bewahrt, die nur in kleinen Familienbetrieben weitergegeben werden können. Der Trend bei jungen Menschen geht leider vom Handwerk weg. „Alles ist scheinbar besser, bei dem man keine blaue Hose anhat“, fügt der Werkstattbesitzer nachdenklich hinzu.

Die teilweise sehr alten Maschinen wurden verkauft, andere werden verschrottet. „Leider gehört vieles von dem zum alten Eisen, im wahrsten Sinne des Wortes“, so Kumpert.

Seine nun freie Zeit möchte der angehende Rentner auch dazu nutzen, mehr mit seinen vier Enkelkindern zu unternehmen. Und ganz sicher wird ein Stabilbaukasten mit dazu gehören, wenn der Opa eindrucksvoll von den alten Zeiten mit viel Metall erzählt.

Weitere Neuigkeiten aus Magdeburg-Stadtfeld lesen Sie in der aktuellen Ausgabe „Mein Stadtfeld“.

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