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Kita Pinocchio: Barbara Müller geht in den Ruhestand

Entlassungswelle, Brandstiftung, Schließungsvorhaben, Trägerwechsel – mit der Magdeburger Kindertagesstätte Pinocchio hat Barbara Müller vieles erlebt. Nach fast 50 Dienstjahren geht sie nun in den Ruhestand.

Barbara Müller, ehemalige Leiterin der Magdeburger Kita "Pinocchio"

Barbara Müller, Leiterin der Kindertagesstätte „Pinocchio“ in der Wilhelm-Külz-Straße verabschiedet sich nach fast fünf Jahrzehnten Berufstätigkeit in den wohlverdienten Ruhestand. Foto: Anna Mydla

Von Anna Mydla

Die Tür der Kita Pinocchio öffnet sich einen Spalt breit und Kinderlachen strömt heraus, im Flur nimmt die Geräuschkulisse deutlich zu, die Knirpse ziehen sich Stiefel, Jacken, Mützen an, denn gleich geht es zum Spielen raus. „Ach, das ist im Vergleich heute eigentlich leise“, sagt Barbara Müller, Leiterin der Stadtfelder Kita, lachend.

Auf insgesamt 47 Jahre Berufsleben, davon 21 Jahre bei den Pinocchios in der Wilhelm-Külz-Straße, kann sie zurück blicken. Nun ist Schluss, denn am 18. Dezember verabschiedet sich Barbara Müller in den Ruhestand. Übernommen hatte sie die Leitung der Einrichtung 1997, „mitten in einer Entlassungswelle“, erinnert sie sich zurück und weiter: „Das war schwer, an manchen Abenden an denen ich nach Hause kam dachte ich bei mir, ‚ich kann das nicht‘ und ‚ich möchte keine leitende Position mehr‘. Aber das ist eigentlich nicht meine Art. Ich habe dann die Kollegen die bleiben konnten gefragt, wer mit mir arbeiten möchte und so haben wir gemeinsam die Zeit gemeistert“.

Im März 2000 brannte die Kita teilweise aus – Grund: Brandstiftung. Die Kinder und Erzieher wurden auf andere Einrichtungen verteilt und die Stadt wollte die Kindertagesstätte gänzlich schließen. „Was dann passierte war erstaunlich: Zwei Eltern gründeten den Förderverein Kita Pinocchio e.V. und bekamen das Gebäude von der Stadt zugesprochen. Mit Unterstützung der Stadt und von Sponsoren, also größtenteils Unternehmen aus Stadtfeld, ging man an die Arbeit. Es wurden finanzielle Mittel gesammelt, Firmen arbeiteten in der Woche am beschädigten Gebäude, die Eltern übernahmen die Wochenendschicht. Der Förderverein übergab die Einrichtung wieder der Stadt und im September desselben Jahres konnten wir wieder eröffnen“, beschreibt sie diese wechselvolle Zeit. „Das ließ natürlich Eltern und Erzieher eng zusammen rücken, seitdem pflegen wir mit den Eltern eine besonders innige Beziehung. Das drückt sich auch in der jährlichen Fördervereins-Fahrt aus, zu welcher Eltern wie Erzieher und natürlich die Kinder eingeladen sind.

Weitere Meilensteine in ihrer Zeit als Kita-Leiterin sind der Trägerwechsel 2004 hin zu den Johannitern: „Als die Stadt damals die Einrichtungen an andere Träger vergeben hat, sind einige vorstellig geworden, die Johanniter haben am besten zu uns gepasst und die Zusammenarbeit ist seither sehr gut“.

Im September erst hat Barbara Müller ihre Herde zurück an den angestammten Ort in der Wilhelm-Külz-Straße geführt. Zwei Jahre lang waren die Pinocchios einige Meter weiter in einem Gebäude an der Gerhart-Hauptmann-Straße gegenüber der Universitätsfrauenklinik untergebracht. Grund war der Neubau an Stelle des flachen Gebäudes in typischer DDR-Plattenbauweise. Im neuen Domizil haben die kleinen Pinocchios mehr Platz, der Flur ist breiter, der Turnraum ist größer und die Mitarbeiter haben jetzt auch einen Raum.

Nach all der ganzen Zeit verlässt Barbara Müller nun ihre 90 Kinder beherbergende Einrichtung, doch das Abschiednehmen fällt ihr nicht ganz so leicht: „Ich bin mit Leib und Seele Erzieherin und Leiterin. Ich arbeite gern, aber ich freue mich auch auf den Ruhestand. Mein Mann ist schon in Rente und wartet auf mich“, erzählt sie. Ihren Elan will sie künftig in die Familie investieren. Die Kinder und sechs Enkelkinder leben in Magdeburg, Berlin, Werder und im südkoreanischen Seoul. „Meine Familie war immer meine Stütze. Wir haben ein sehr inniges Verhältnis zu einander, was wir über Gespräche per Telefon und Skype mit Besuchen an den Wochenende oder Ferien gepflegt haben“. Im Frühjahr steht eine längere Reise zu den Kindern nach Seoul an. Vier Wochen Aufenthalt sind angedacht. „Aber mal sehen wie lange wir bleiben, uns drängt ja nix“, sagt sie lachend.

Zu den Dingen, die sie sonst noch so vorhat, zählt auch ein Line-Dance-Kurs. „Und meine Freundinnen sind auch schon Zuhause. Langweilig wird mir also nicht“, verspricht Barbara Müller. Bis im Februar die neue Leiterin übernimmt, springt die bisherige Stellvertreterin in der Leitungsfunktion ein. „Sie weiß, dass sie mich anrufen kann, wenn was ist, dann bin ich da“, versichert sie und fügt schmunzelnd an: „Wenn man so lange gearbeitet hat, muss man es erstmal schaffen zur Ruhe zu kommen“.

Was ist sonst noch los in Magdeburg-Stadtfeld? Mehr lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Mein Stadtfeld“.

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