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Soul in der Stimme, Folk in der Gitarre

Karo Plath und Steffen Wilhelmi sind sowohl im Leben als auch in der Musik ein Paar: Als Musikduo „Once upon a rooftop“ haben die beiden nach acht Jahren gemeinsamen musikalischen Schaffens mit „Dearest treasure box“ ihr erstes Album rausgebracht. Ihre gemeinsame Geschichte begann während des Studiums an der Fachhochschule, führte weiter über gemeinsames Songschreiben hoch über den Dächern Stadtfelds und wird heute beim Proben am heimischen Küchentisch weiter geschrieben. Anna Mydla von „Mein Stadtfeld“ traf die beiden zum Gespräch.

Musik-Duo "Once upon a rooftop"

Mit „Dearest treasure box“ ist das erste Album von Once upon a rooftop erschienen. Foto: Anna Mydla

 

„Wasting words“, „I found my way“, die Songs eures ersten Albums „Dearest treasure box“ klingen teilweise sehr hintergründig. Worum geht es in euren Texten?
„Wasting Words“ ist eine verspielte Aufforderung zum Reden. Eine schöne und positive Art zu sagen „Lass mich wissen, was du denkst“. „I found my way“ basiert tatsächlich auf unserer Geschichte, also dem Start von „Once upon a rooftop“. Wir haben uns anfangs regelmäßig zum Proben auf Steffens Balkon hoch über den Dächern von Stadtfeld getroffen. Der Blick auf die anderen kleinen „Inseln“, auf denen sich die Geschichten der Nachbarschaft abspielten, inspirierte uns. Dort oben war man Beobachter und konnte seinen Gedanken freien Lauf lassen. Wenn man sich außerdem findet und es gemeinsam musikalisch „klickt“, dann ist das ein Gefühl, was einen in die Höhe katapultiert und glücklich macht.

Woher kommen die Inspirationen zu den Liedern, sind es alltägliche Begebenheiten, innere Impulse, schicksalhafte Begegnungen?
Inspiration gibt es immer und überall, eine Situation, eine Erinnerung, ein Bild. Dies vermischt sich dann mit Erzählungen anderer sowie Fiktion. Heraus kommt dann eine Geschichte, die dieses Gefühl oder dieses Dilemma beschreibt. Am Ende kann der Song für die eigene Geschichte stehen, im besten Fall kann es aber für jeden Hörer etwas ganz anderes bedeuten.

Euer erstes Album ist nach acht Jahren gemeinsamen Schaffens nun heraus gekommen. Wieso habt Ihr Euch so lange Zeit gelassen? Gab es besondere Gründe?
Naja, das ist eine längere Geschichte. Es schien alles so einfach – zwei Stimmen, eine Gitarre. Als wir nach zwei selbstorganisierten Sommertouren und mit 2.000 Euro Unterstützung im Gepäck 2010 das Sternklang Tonstudio im alten Schöninger Gefängnis betraten, war alles ganz klar. Doch Freund und Produzent Alexander Stern vertritt einen anderen Weg, schließlich kommt Musiker Ben Flohr mit an Bord und zu viert geht’s ans Werk. Mit einem alten Akai S3000i werden sämtliche Ton-Schnipsel der Umgebung aufgenommen: Kaputte Becken, Gefängnistürschlösser, Blätterrascheln. All das landet auf einem original Simmons SDS8 E-Drum. Aus Schnipseln werden Grooves. Es folgen Bässe, Gitarren, Keyboards, Orgeln, Streicher-Arrangements und natürlich Gesänge. Wir arbeiteten abends, am Wochenende, zwischendurch. Drei Jahre später, alle Budgets sind leer, die Zielgerade ist in Sicht, verlässt Alexander Stern im Herbst 2013 die Gemeinschaft und diese Welt. Das war so plötzlich, ohne Vorwarnung und wir waren in totaler Schockstarre. Es folgte erstmal nichts, dann private und berufliche Neuordnung. Im Sommer 2014 wagten wir vorsichtige Schritte und fragten uns „Mögen wir noch, was wir hören?“ – Das taten wir und machten uns erneut und zu dritt an die Arbeit.

Doch die Dinge sind anders. Es zieht sich zäh wie Kaugummi, denn einer fehlt. Wir brauchten Hilfe. Diese kam dann in Person von Mixing-Engineer Daniel Nimz und Tracks wurden von Schöningen nach Berlin geschickt und wieder zurück. Immer wieder funkte das „echte“ Leben dazwischen. Die Frage von Freunden und Bekannten „Was macht euer Album?“, wird zum Running-Gag. Doch was sich wie der sichere Tod eines jeden Album-Projekts anhört, schafft es doch noch auf die Zielgerade: Es folgt ein Mastering des Berliner Conor Dalton Anfang 2018 und die Magdeburger Künstlerin Dorothea Hertel gestaltet ein mannshohes Gemälde, welches jetzt das Albumcover ziert. Gefühlt hat die Reise doch grad erst begonnen.

Was drückt ihr mit der Musik aus, was ihr sonst nicht ausdrücken könnt bzw. was gibt Euch nur die Musik?
Musik für uns ist ein absolutes Grundbedürfnis. Dazu gehört Musik zu hören, gemeinsam darüber zu reden, auf Konzerte zu gehen und natürlich Musik zu machen, privat oder öffentlich. Und zu tanzen! Musik hat etwas zauberhaftes an sich. Sie begleitet dich ein Leben lang, hält deine Hand, tröstet dich, freut sich mit dir, macht dich frei, berührt. Sie schafft eine Bindung zwischen Menschen und lässt dich den Moment erleben. Für uns ist Musik unsere Art Gedanken festzuhalten und sie zu teilen. In ihr finden wir zu uns.

 

Erstes Album des Magdeburger Musikduos Once upon a rooftop

Karo Plath und Steffen Wilhelmi sind sowohl im Leben als auch in der Musik ein Paar: Als Musikduo „Once upon a rooftop“. Foto: Anna Mydla

Wie sah eigentlich Euer Weg zur Musik aus? Habt Ihr vielleicht musikalische Vorbilder?
Steffen: Unser Produzent und Freund Alexander Stern war ein großes Vorbild. Er war mein erster Schlagzeuglehrer, mit ihm habe ich später in Bands gespielt und ein Label gegründet. Seine Idee von kreativem Arbeiten ist bis heute präsent in mir.

Karo: Ich habe mich schon in der Schulzeit sehr für Musik begeistert und mich in einigen Projekten ausprobiert. Irgendwann versuchte ich mich an eigenen Stücken, merkte aber schnell, wo meine Grenzen sind. Ich war damals ein großer Fan von Feist. Mit Steffen lernte ich zu komponieren. Er ergänzte die spärlichen Töne auf meiner Gitarre und machte sie zu Liedern. Mit Alexander wurde dann eine ganze Platte daraus. Die Arbeit mit ihm im Studio hat mich viel über Musik lernen lassen. Seitdem höre ich noch aufmerksamer jede Platte und freue mich über all die grandiosen Kleinigkeiten, die ich entdecken darf.

Könnt Ihr von Eurer Kunst leben oder verdient Ihr Eure Brötchen mit etwas anderem?
Steffen ist Inhaber einer kleinen privaten Musikschule in Schöningen, ich bin Leiterin des Kulturcafés Pferdestall in Helmstedt. Wir leben also nicht von unserer Kunst, haben aber jeden Tag mit Musik, Kunst und Kultur beruflich zu tun.

Wenn Ihr frei von alltäglichen Zwängen wärt, wie würde Euer Leben dann aussehen? Wäre etwas anders?
Steffen: Sicher wäre die Gewichtung anders und ich würde mehr Musik nur für mich machen, aber Alltag gerade mit Familie ist schön und gibt dem Tag seinen Rhythmus. Auch meine Arbeit (Musik unterrichten!) mache ich sehr gern und würde sie nicht gänzlich aufgeben.

Karo: Ich würde sicher einmal öfter an der Gitarre oder am Klavier sitzen und vor mich hin klimpern und meinen Gedanken freien Lauf lassen. Dazu fehlt leider viel zu oft die Ruhe oder Zeit. Andererseits lerne ich über den Job viele tolle Künstler kennen und ich genieße den Austausch sehr.

Im Leben und in der Musik seid Ihr ein Paar, gibt es dadurch positive Effekte (oder auch negative)?
Wir wissen gar nicht, wie es anders ist (sagen die beiden schmunzelnd).

Welche Ziele wollt Ihr mit der Musik noch erreichen?
Wir möchten die Musik und die Geschichten, die noch in unseren Köpfen herumschwirren aufschreiben, spielen und damit Menschen erreichen.

Was verbindet Euch mit Stadtfeld, was macht für Euch die Lebensqualität hier aus, was würdet Ihr Euch in der Nachbarschaft vielleicht noch wünschen?
Die Nachbarschaft hier in Stadtfeld ist der Grund, warum wir hier noch leben und jeden Tag 30 bis 45 Minuten nach Helmstedt und Schöningen pendeln. Unsere Arbeit gibt es leider nur dort, aber ein Leben mit Freunden und kurzen Wegen im Kiez, mit Kultur und Abwechslung gibt es für uns nur hier.

Mehr über den Stadtfeld-Kiez erfahren? Lesen Sie die aktuelle E-Paper-Ausgabe „Mein Stadtfeld“.

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