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Heimatgeschichte: Leben in der Magdeburg Beims-Siedlung

Evelin Schulz hat den überwiegenden Teil ihres Lebens in Stadtfeld West, genau 64 Jahre in der Beims-Siedlung gelebt und ist den meisten Menschen durch ihren langjährigen Einsatz beim Bürgerverein für die Beims-Siedlung sowie in der Gemeinwesenarbeit (GWA) Stadtfeld West bekannt. Darüber, wie es sich in der Beims-Siedlung lebt, das Bauhaus-Jubiläum und allgemein über Stadfeld West sprach sie mit Anna Mydla von „Mein Stadtfeld“.

Evelin Schulz aus Magdeburg-Stadtfeld

Evelin Schulz hat 64 Jhare in der Beims-Siedlung gelebt und auch heut noch ist sie regelmäßig dort unterwegs, um im Blick zu behalten, wie sich alles verändert. Foto: Anna Mydla

Evelin Schulz, was hat sie bewogen, sich so für den Stadtfeld West und die Menschen einzusetzen?
Mit dem 1999 gegründeten „Bürgerverein Beimssiedlung“ wollten wir Kultur für Jung und Alt in unserem Karree ermöglichen. Familienfeste und Konzerte brachten die Menschen aus der Siedlung zusammen – das war wichtig für die Gemeinschaft.

Unsere Aktivitäten haben aber auch nicht jedem gleich gefallen: Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Weihnachtskonzert in der Kapelle auf dem Westfriedhof zurück. Erst löste das einen Aufschrei bei einigen aus, wie man nur ein Weihnachtskonzert auf einem Friedhof machen kann. Bis zu diesem Zeitpunkt fanden dort nur Trauerfeiern statt, und schließlich wurde es akzeptiert. Größtenteils war das Feedback sehr positiv.

Eine andere Veranstaltung, an die ich mich gern zurück erinnere, ist der Wobau-Beims-Cup auf dem Bolzplatz an der Beimsstraße – ein Fußballturnier für Schüler. Schiedsrichter finden, Sponsoren auftreiben, die Pokale und Preise übernehmen – überhaupt das enge Zusammenarbeiten mit Förderern hat Spaß gemacht. So konnten wir mit engagierten Gewerbetreibenden viele tolle Dinge möglich machen, wie das Spielplatzfest, den Weihnachtsmarkt auf dem Wobau-Hof und vieles mehr.

Irgendwann wurden es leider immer weniger Mitglieder, wir konnten nicht mehr wie gewohnt arbeiten und so haben wir 2016 den Verein aufgelöst. Damals war mein Wunsch, dass sich wieder eine Gruppe findet, die sich um die Kultur in der Siedlung kümmert. Vielleicht findet sich ja Jemand, der was Schönes auf die Beine stellen möchte.

Und auf welche Erfolge im Rahmen ihrer GWA-Arbeit können Sie zurück blicken?
Erfolg ist für mich, alle Angesprochenen an einen Tisch zu bekommen und ein Problem zu besprechen. Und wir haben bei unseren GWA-Sitzungen auch immer eine gute Beteiligung. Das ist natürlich auch stark themenabhängig, aber bei uns sind Bürger, Vertreter aus Einrichtungen sowie Stadtratsvertreter anwesend.

Das Thema barrierefreier Halt entlang der Großen Diesdorfer Straße und insbesondere am Westfriedhof ist beispielsweise so ein Thema, welches definitiv kein zeitnaher Erfolg ist. Das Thema haben wir schon ganz lange auf der Agenda und es kommen auch immer wieder Bürgeranfragen dazu. So ein Dauerbrenner ist auch die Diskussion um die Fällung der Pappelallee in der Beims-Siedlung sowie auch die Debatte um die Einzugsbereiche der Schulen. Dieses Thema wird sich hoffentlich mit dem Bau der neuen Grundschule am Schlachthof in Wohlgefallen auflösen.

Viel erreicht haben wir auch in puncto Lärmbeschwerden zum Öko-Zentrum: hier haben wir alle Beteiligten von der Harsdorfer Straße an einen Tisch bekommen und konnten so den Konflikt auflösen.

Was ich nicht leiden kann ist, wenn es unter die Gürtellinie geht, Kommunikation muss stattfinden, aber auf Augenhöhe.

Welche Dinge möchten Sie gern noch umsetzen bzw. was ist ihrer Meinung nach noch besonders wichtig in Stadtfeld West?
Wichtig für Anwohner und auch Eltern, die ihre Kinder zur Kita „Spatzennest“ bringen, ist die Parksituation in der Spielhagenstraße. Die Parkordnung wurde zwar neu angelegt und durch Markierungen für alle sichtbar angelegt, doch muss diese neu erstellt werden. Die schräg angelegten Parkflächen sollten eine Verbesserung und die volle Ausnutzung der Straßenbreite bringen. Stattdessen sind jetzt Parkflächen weggefallen.

Ansonsten sind Leute stets eingeladen, zu uns in die GWA zu kommen und ihre Anliegen vorzubringen. Dann können wir gemeinsam nach Lösungen suchen.

Sie sind ja ein Stadtfelder Kind, aufgewachsen in der Beims-Siedlung im westlichen Teil des Stadtteils: Wie war es, dort groß zu werden?
Ich habe nur gute Erinnerungen daran. Es gab viele Kinder und wir konnten einfach runter gehen und zusammen spielen. Außerdem hatten wir einen kleinen Garten im Hof. Es war schön dort aufzuwachsen und es war auch schön, dort eigene Kinder aufzuziehen. Wesentlich entspannter als es heute ist. Ab und an hab ich mal aus dem Fenster geschaut, ob noch alle da sind…

Ich hab quasi von Geburt an dort gewohnt und auch nie Lust verspürt wegzuziehen, denn man hatte ja alles da – die Kita, die Schule, Einkaufsmöglichkeiten. Ich war mehr als sechs Jahrzehnte bei Beims.

Aber nun sind sie ja doch noch weggezogen?
Als wir in Rente gegangen sind, haben wir uns vorgenommen, wir machen einen Schnitt und stellen unser Leben nochmal neu auf. Wir entschieden in Citylage zu ziehen, mit Freizeit-, Sport- und Kulturangeboten. Von dort aus kann man alles mit dem Fahrrad erreichen, unser Auto steht fast nur vor der Tür. Außerdem können wir spontan rausgehen irgendwohin, es ist alles irgendwie in der Nähe.

Wir sind beide keine großen Planer, wir lieben es spontan zu entscheiden. Eben wenn man Lust dazu hat. Zum Beispiel haben wir zu unserer Goldenen Hochzeit spontan was an der Ostsee gebucht und sind abgehauen. Das war sehr schön. Das möchte ich auch beibehalten und so bleibt man fit im Kopf.

Sie haben den Großteil Ihres Lebens in der 1980 unter Denkmalschutz gestellten Siedlung verbracht. Wie hat sich die Siedlung bzw. das Wohnen im Laufe der Jahrzehnte gewandelt?
Derzeit werden die Wohnungen dort grundsaniert, und das begrüße ich sehr. Es ist schön zu sehen, wie sich dort was tut. Denn im Laufe der Jahre nach der Wende hat man dort doch einen ziemlichen Ruck gemerkt. Viele sind der Arbeit wegen weggegangen, die Kinder waren groß und sind woanders hingezogen.

Es ist wichtig, dass durch eine Grundsanierung der Wohnraum wieder aufgewertet wird.

Was gefällt Ihnen besonders an dem Karree bzw. was ist Ihre Lieblingsecke?
Eine Lieblingsecke als solche kann ich gar nicht benennen. Einmal in der Woche bin ich mindestens in der Beims-Siedlung unterwegs und schaue in alle Ecken, was sich tut und wie sich alles verändert. Was ich mir immer wieder angucke, sind die Beims-Bänke am Beimsplatz. Sind sie sauber, werden sie pfleglich behandelt, so etwas.

Im Zuge des 100-jährigen Jubiläums der Eröffnung des Bauhauses soll in diesem Jahr auch die Beims-Siedlung als Beispiel des damaligen Neuen Bauens in den öffentlichen Fokus gerückt werden. Warum entwickelte sich dieser neue Baustil und welche Merkmale kennzeichnen ihn?

Die Geradlinigkeit, die klaren Linien und Formen waren neu. Durch die Industrialisierung – großer Zuzug von Menschen in die Stadt, um in den Fabriken zu arbeiten – mussten die vielen Arbeiter ja auch irgendwie untergebracht werden. „Gesunder“ und günstiger Wohnraum für Familien sollte her.

Die Beims-Siedlung wurde so ausgerichtet, dass in die Wohnungen sowohl Morgen-, als auch Abendsonne fiel und eine gute Durchlüftung der Siedlung gegeben war. Es wurde also für viel Licht und Luft gesorgt.

Woher haben Sie dieses Fachwissen? Und wo konnten Sie dieses bereits anbringen?
Ich habe viel zu dem Thema gelesen sowie mir in vielen Gesprächen mit Experten dies angeeignet. Kürzlich habe ich auch zwei Reporterinnen des Magazins „Monopol Bauhaus“ ein Interview gegeben. Außerdem haben wir die Traditionswohnung der Wobau in der Beims-Siedlung besichtigt. Also die Reporterinnen waren ja ganz aus dem Häuschen (lacht).

Was verbinden Sie sonst noch mit Stadtfeld West?
Auf jeden Fall den Westfriedhof. Ich habe meine Kinder und auch meine Enkelkinder im Kinderwagen darüber geschoben. Sie sind quasi dort alle groß geworden. Er ist parkähnlich und fast noch schöner als früher schon. Der Westfriedhof ist sehr gepflegt mit tollem altem Baumbestand. Es ist einfach ein wunderschöner Friedhof.

Noch mehr über Magdeburg-Stadtfeld lesen? Jetzt in der aktuellen Ausgabe „Mein Stadtfeld“.

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