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Ein Stadtfelder auf der Suche nach Ruhe

„Wenn du es eilig hast, geh langsam. Wenn du es noch eiliger hast, mach einen Umweg.“ Diese Weisheit aus Japan mutet paradox an. Genauso paradox erscheint es, den Wunsch nach Ruhe und Besinnung beim Wandern und aktiver Bewegung erfüllt zu finden. Dr. Klaus Vogler, der sonst allzeit beschäftigte Stadtfelder mit Kunst und Kultur im Herzen, wandert für sein Leben gern und findet genau dabei viel Ruhe.

Von Steffi Pretz

Gerade heimgekehrt von der Wanderung. Dr. Klaus Vogler noch mit Rucksack und Wanderstock. Foto: Steffi Pretz

Zum Termin war er sogar noch in seinem Wanderoutfit, der Rucksack war noch fest verschnürt. Im Gepäck hatte Klaus Vogler nicht nur seine Wandersachen, sondern viele Erlebnisse und Eindrücke der Tour, die in diesem Jahr durch den Hochschwarzwald führte.

Die Wanderei sei 1980 bei einem Besuch eines Freundes geboren worden, der von einem Erlebnis berichtete, das ihn sehr beeindruckt habe. In der Hohen Tatra habe er in einer Höhle übernachtet. So etwas müsse man noch einmal machen! Und da Klaus Vogler vor allem ein Mann der Taten und nicht nur der Worte ist, griff er die Idee seines Freundes auf und die erste Wandertour wurde ins Leben gerufen. Mit von der Partie waren noch drei andere Freunde. Unseren Vorfahren gleich begaben sich die Männer auf die Reise. Die Komfortzone schrumpfte auf das Wesentliche, was in einen Rucksack passt und auf dem Rücken getragen werden kann. Das ist nicht sehr viel und fast jede Frau bekommt bei diesem Gedanken Bauchweh …

„Diese erste Tour hat allen so gut gefallen, dass wir beschlossen, jedes Jahr mit solch einem Wanderabenteuer zu krönen“, erinnert sich Klaus Vogler. Anfangs war es nur ein verlängertes Wochenende, auf dem die Wanderer unterwegs waren, heute ist es immer eine ganze Woche. Vor der Wende wurde hauptsächlich in der Hohen Tatra gewandert, einmal auch auf dem Rennsteig. „Nach der Wende eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten zu reisen und für uns speziell, ganz neue Wege zu erlaufen, die früher unerreichbar schienen“, erzählt der wanderbegeisterte Stadtfelder. Von diesem Zeitpunkt an waren weder die Alpen, noch die Wege in Südtirol unerreichbar. Sogar bis nach Nepal reisten die Freunde, um dort noch unbekannte Wege zu erwandern. Auch auf Korsika, entlang der Küste Barcelonas und auf dem Rheinsteig waren die Männer auf Schusters Rappen unterwegs.

Zum 10-jährigen Jubiläum dieser schönen Tradition wiederholten sie die Höhlentour, nur dieses Mal ohne diese archaische Übernachtung. Klaus Vogler schmunzelt: „Ein bisschen Komfort leisten wir uns mittlerweile schon, ein Hotelzimmer anstelle des Zeltes ist ganz angenehm. Wir sind schließlich alle schon Rentner.“ Aber bestimmte Sachen bleiben, so achten die Wanderfreunde immer darauf, wenn es irgendwie möglich ist, mit dem Zug ins Wandergebiet zu fahren.

Was macht denn das Wandern nun so besonders für die eingeschworene Gemeinschaft, dass sie seit fast 40 Jahren auf Rucksacktour gehen? Der Stadtfelder braucht nicht lange zu überlegen: „Ich brauche diese Woche, bei der ich beim Wandern in der Natur tiefe Ruhe erfahre. Rauskommen aus dem Alltag, sogar auch mal weg von den eigenen Ideen, die im Kopf sehr laut werden können.“ Und so kehrt mit jedem Schritt mehr Ruhe ein und gibt ihm die Möglichkeit, nach der Heimkehr mit frischer Kraft und ausgeruhtem Geist mit Elan wieder bei allem dabei zu sein, wo wir ihn kennen. So ganz kann er aber nicht loslassen von der Kunst. Selbst, oder vielleicht gerade auf diesen Wegen nicht. Der Wanderer, der auch Organisator all dieser Natur-Touren ist, kreiert vor jeder Reise einen Anhänger, einen Talisman für seine Freunde und sich selbst, handgemacht und immer ein Unikat. „Es macht einfach Spaß, mich durch die bevorstehende Tour inspirieren und meine guten Gedanken in diesen Anhänger fließen zu lassen“, freut sich der zu Fuß Reisende.

Viele Erinnerungen hat er von all diesen Jahren. So erinnert er sich gern an die Tour in Slowenien im Jahr 2000. Abends kochte im Gasthaus eine 84-Jährige und wer noch nicht satt war, durfte mit dem Teller einfach in die Küche spazieren und sich einen Nachschlag holen.

Im nächsten Jahr steht die Wandertour zum 40. Mal an. Der Verdacht liegt nahe, dass diese Jubiläumstour etwas sehr Besonderes, etwas ganz Großes werden muss. Klaus Vogler hat schon alles geplant und hat auch seine eigene Interpretation dazu: „Wir werden weder auf dem Mond noch im Himalaya wandern, sondern im Elbsandsteingebirge. Da wollte ich immer schon mal hin. Auch scheinbar Kleines kann ganz groß sein, wenn wir es dazu machen.“

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