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Gegen den Gebäudeleerstand in Magdeburg

Experten stellen in Stadtfeld Konzepte für Zwischennutzung vor

Mit dem Statt.Feld.Strand haben der Verein Bürger für Stadtfeld e.V. und das Geschäftsstraßenmanagement im Stadtfeld eine Zwischennutzung am Olvenstedter Platz geschaffen. Der von Freizeitsportlern genutzte Platz ist täglich von 9 bis 22 Uhr für alle geöffnet. Wer nicht spielen möchte, findet hier auch ein lauschiges Plätzchen für einen Plausch. Foto: Franziska Briese

Überwuchernde Brachflächen, dem Verfall preisgegebene Gebäude prägen an so mancher Ecke Magdeburgs Stadtbild. Einzelhandel ansiedeln raten die einen, Infrastruktur sanieren, meinen andere, Attraktivität für Familien erhöhen wiederum andere. In Stadtfeld Ost wie West sind leer stehende Wohnimmobilien doch eher rar gesät, augenscheinlicher sind tatsächlich gähnend leere Ladenlokale. Um hier Ideen in den Kiez tragen zu lassen die Inspiration bieten, luden Franziska Briese und Maria Camila Ruiz Lora vom Geschäftsstraßenmanagement für Magdeburg-Stadtfeld gemeinsam mit Stefan Köder vom Stadtteilmanagment Neu Olvenstedt zwei Profis mit viel Erfahrung in der Zwischennutzung ein.

Von Anna Mydla

Magdeburg. Daniel Schnier und Oliver Hasemann sind die zwei Köpfe hinter dem Autonomen-Architektur-Atelier aus Bremen. Sie setzen für die Hansestadt Bremen das Projekt Zwischen-Zeit-Zentrale um und erwecken nach eigener Aussage schlafende Häuser wieder. Sie haben viel Erfahrung in der Konzeptionierung von zwischen genutzten Objekten darunter Wohnhäuser, Industrie-Immobilien sowie Brachen. In den gut besuchten Räumlichkeiten eines ehemaligen Orthopädie-Technikers am Olvenstedter Platz stellten sie ihre Projekte vor und inspirierten die Anwesenden. Schnier und Hasemann sprachen davon, dass oft erst die Wahrnehmung von Orten geändert werden und Strategien aufgestellt werden müssen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie nannten urbane Spaziergänge und Interventionen und unterstrichen, dass solche Projekte oft an einzelnen Personen hängen, die verändern wollen und sich einsetzen. Solche Konzepte zur Zwischennutzung sind nicht Teil der regulären Stadtplanung, sondern eher Laborsituationen auf Quartiersebene, es braucht eine gute Idee und Einsatz. Zwischennutzungen erfahren derzeit bundesweit Bedeutung unter Kreativen und im Rahmen der Willkommenskultur für geflüchtete Menschen, informierten der Bremer Architekt und der Stadtplaner weiter.

Auf die Frage einer interessierten Besucherin, welche Anreize es denn für Eigentümer gebe, antwortete Hasemann, dass zum einen die Wächterfunktion gegeben wäre und so beispielsweise Vandalismus abgewehrt werden würde und zum anderen auch einfach eine Belebung und ein Bespielen des Objektes stattfinde, was wiederum auch der Nachbarschaft zugute kommt.

Franziska Briese vom Geschäftsstraßenmanagement schilderte die Situation im Kiez folgendermaßen: „Durch die Gentrifizierung ist der Wohnraum in dem beliebten Stadtteil sowieso schon knapp, Möglichkeiten der Zwischennutzung bieten da eher leer stehende Ladenlokale. Allerdings ist Leerstand für einen Eigentümer meist steuerlich attraktiver als eine Zwischennutzung. Günstiger Raum für kreative und alternative Projekte ist also schwierig.“ Hasemann vom Architektur-Atelier gab zu bedenken, dass es für Bewohner einer Immobilie durchaus auch attraktiver ist, wenn ein Ladenlokal im Haus bespielt wird.

„Wir werden in Zukunft auf jeden Fall neue Konzepte erdenken müssen und uns nicht nur an Einzelhandel und Dienstleistung festhalten können. Wir sollten uns die Frage stellen, ob der Einzelhandel denn noch ausreicht, um die Ladenflächen alle zu bespielen. Zu überlegen wäre, ob nicht Nutzungen von beispielsweise Sporteinrichtungen oder einer Tagesmutter attraktive Alternativen sind?“, regte Franziska Briese an.

Vorbildcharakter solch einer Zwischennutzung einer Brachfläche ist der Statt.Feld.Strand am Olvenstedter Platz. Hier entstand im April ein Beachvolleyballfeld auf einem Areal, welches im kommenden Jahr bebaut werden soll. Die Resonanz auf dieses Angebot ist seit Beginn ungebrochen überschwänglich. „Der Erfolg des Platzes hängt auch damit zusammen, dass er zentral gelegen ist“, so Briese auf Nachfrage. Die Spieler müssen nicht erst an den Stadtrand, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Feld für alle gut zu erreichen. Die Spieler sind sichtbar und Passanten freuen sich, dass hier Leben ist.

Auch wenn in Stadtfeld längst nicht der Leerstand herrscht, mit welchem andere Magdeburger Stadtteile sich auseinandersetzen müssen, so existieren auch hier – neben den Erwähnten – Ladenlokale, Wohnimmobilien und Garagenkomplexe, die aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt werden wollen. Interessierte Eigentümer sowie Einzelpersonen und Initiativen auf Flächensuche können sich gern an das Geschäftsstraßenmanagement wenden.

Neugierig geworden auf Magdeburg-Stadtfeld? Mehr Infos aus dem Kiez gibt es in der E-Paper-Ausgabe September 2018.

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