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Club für Nachtschwärmer am Rand von Stadtfeld

Glücklich auf der „Insel der Jugend“


 
Von Robert Richter
 
Seit einem Jahr gibt es mit der „Insel der Jugend“ einen Club für Nachtschwärmer und Festivalfans am Rande des Stadtfelder Glacis-Parks in den alten Festungsanlagen des Ravelins 2 an der Maybachstraße. Unlängst wurde der Geburtstag gefeiert. „Mein Stadtfeld“ traf sich mit Michael Conrad, neben dem DJ Kurt Jansen einer der beiden Gründer und Geschäftsführer des Clubs, zum Gespräch.

Ein früher Nachmittag mitten im Mai auf der Insel der Jugend. Clubchef Michael Conrad kommt mit einem Transporter vorgefahren. In der Szene ist der 37-Jährige kein Unbekannter, hatte zuvor schon das „Triebwerk“ in Neustadt und rief Festivals wie „Palim Palim“ ins Leben.

„Wir müssen gleich zur Deponie“, sagt Conrad. Auf dem Gelände und im Gemäuer der alten Festungsanlage wuseln Helfer. Umbau- und Aufbaustress für ein frühsommerliches Festivalwochenende. Jemand kümmert sich um Kabel, andere sägen und schrauben oder beladen den Transporter mit Sperrmüll. Michael Conrad, 37 Jahre, sitzt etwas die Zeit im Nacken. Halb fünf schließt die Kita, bis dahin muss er sein Kind abgeholt haben. Doch keine Hektik, alles entspannt. Es gibt Mate-Limo. Für einige Reporterfragen ist auch noch Zeit.

Der Wahl-Magdeburger und Club-Mitbegründer über…

… seine persönliche Bilanz nach dem ersten Jahr:
„Ich bin super froh, dass wir das gemacht haben. Ich denke, wir haben hier eine Lebensaufgabe gefunden. Natürlich mussten wir auch professioneller werden. Einen solchen Club zu betreiben, ist mehr, als ,nur‘ Partys zu organisieren. Wir sind zwei Geschäftsführer, haben ein Büro mit drei Leuten, dazu mehrere feste und freie Mitarbeiter. Da wir aus der elektronischen Musikszene kommen, hatten wir am Anfang kaum Berührung zu Konzerten, da mussten wir auch dazulernen.“

… die Insel und ihre Anziehungskraft:
„Wir haben tatsächlich eine Insellage zwischen Stadtfeld und Altstadt, sind ein Freiraum für alle Jugendlichen und alle, die die Jugend im Herzen tragen. Das Gute ist: Wir stören hier keinen, hier können sich alle frei entfalten und friedlich zusammen feiern. Wir sind ein kunterbunter Club, hier läuft alles, von Techno bis Punk mit regelmäßigen Partys, Konzerten und mehreren Festivals im Jahr.“

… Wünsche, die sich nicht erfüllt haben:
„Wir wollten nach der Schließung des P7 auf dem Unicampus gerne die Szene für Indie und Alternative auffangen. Doch inzwischen ist mir auch klar, was beim P7 mit zur Schließung führte: Diese Szene ist in Magdeburg einfach zu klein geworden. Aber wir bleiben dran.“

… seine eigene Rolle als Clubbetreiber, DJ und Familienvater:
„Ich bin noch immer regelmäßig nachts hier vor Ort. lege auch weiterhin selbst als DJ auf, und ich genieße es und schätze es sehr, diese Freiheit zu haben. Möglich ist das natürlich nur, da meine Frau das unterstützt und Verständnis dafür aufbringt. Der Büroalltag geht bei uns aber auch ganz normal um 8 Uhr los, spätestens um 16.30 Uhr muss ich mein Kind aus der Kita abholen.“

… Vergleiche mit Berliner Clubs:
„Da müssen wir uns nichts vormachen: In Berlin gibt es so etwas wie unseren Club praktisch an jeder Ecke. In Magdeburg sind wir, neben Institutionen wie der Kunstkantine, mit der wir eng befreundet sind, eine Ausnahmeerscheinung.“

… die alten Festungsanlagen:
„Die Weiterentwicklung des Objektes und der Erhalt der denkmalgeschützten Anlagen liegt uns am Herzen. So werden wir demnächst auch einen historischen Treppenaufgang denkmalgerecht sanieren und möchten das Objekt für verschiedenste Interessengruppen offen halten. Dabei arbeiten wir auch mit dem Sanierungsverein Ravelin 2 und anderen zusammen.“

… die lieben Nachbarn:
„Es ist schön, dass alle Kasematten inzwischen belegt sind, ob Künstler oder Tüftlerwerkstatt. Wir haben einen sehr guten Kontakt zu allen. Wenn man etwas benötigt, Werkzeug oder so, fragt man beim Nachbarn und borgt es sich aus. Eine tolle Nachbarschaft ist hier entstanden.“

… das Leben in Magdeburg:
„Ich stamme aus Hettstedt im Mansfelder Land, habe in Magdeburg u.a. Maschinenbau studiert, fühle mich inzwischen als Magdeburger. Es ist eine richtig angenehme und schöne Stadt zum Leben.“

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