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Stadtfelder Verein gründet neues und einzigartiges Projekt für herzkranke Kinder

Nach langer Zeit der Vorbereitung hat nun der Verein für Sporttherapie und Behindertensport (VSB) 1980 Magdeburg e.V., mit Sitz in Stadtfeld West, die erste Rehabilitationssportgruppe für Kinder mit Herzerkrankungen Sachsen-Anhalts ins Leben gerufen. Unter dem Namen „Bewegte Kinderherzen“, finden aber nicht nur geeignete Sportangebote für betroffene Kinder und Jugendliche statt, mit der Einbeziehung der Geschwister wird außerdem dem Inklusions-Gedanken Rechnung getragen.

Marie Gottschalk vom VSB 1980 Magdeburg e.V. Foto: VSB 1980 Magdeburg e.V.
Marie Gottschalk Foto: VSB 1980 Magdeburg e.V.

„Ich freue mich sehr, dass wir endlich den Startschuss für die Kinderherzsportgruppe setzen. Nach circa eineinhalb Jahren theoretischer und organisatorischer Arbeit, kann ich es kaum erwarten in der Praxis, gemeinsam mit den Kindern, zu arbeiten. Auch wenn sich bisher nur wenige Kinder für die RehaSport-Gruppe angemeldet haben, bin ich zuversichtlich und hoffe, dass mit der Zeit mehr Eltern mit ihren Kindern den Weg zu uns finden“, freut sich Marie Gottschalk vom Verein. Die Sportwissenschaftlerin ist Leiterin des Projekts.

Durch eine Crowdfunding-Aktion und Spenden konnte der VSB 1980 Magdeburg e.V. das Projekt für zwei Jahre aus finanzieller Sicht absichern und die Voraussetzungen - wie das Vorhalten eines automatisierten externen Defibrillators (AED) oder die medizinische Betreuung durch einen Arzt während der Übungsstunde - für eine erfolgreiche Umsetzung erfüllen.

„Nun steht und fällt alles mit den teilnehmenden Kindern“, sagt Marie Gottschalk. Dafür habe der Verein an geeigneten Stellen versucht, auf das Angebot aufmerksam zu machen.

Neben Informationsmappen, die alle Kinderärzte und Kinderkardiologen in der Stadt bekommen haben, setzt der Verein auf die Zusammenarbeit mit Förderschulen und integrativen Kindertagesstätten. „Es war nicht schwer die Schulleitung der Förderschule ‚Am Sternsee‘ für unser Projekt als Unterstützer zu gewinnen. Wir können die Schulsporthalle für unsere Kinderherzsportgruppe nutzen, die nahe des Städtischen Klinikums angesiedelt ist, und konnten so ebenfalls Kontakte zu anderen Förderschulen und integrativen Kitas knüpfen“, kann die Projektleiterin weiter berichten.

Mit der Gruppe soll Kindern und Jugendlichen mit kardiologischen Erkrankungen ein Zugang zum aktiveren Alltag und dem sportlichen Leben unter fachgerechter und medizinischer Betreuung ermöglicht werden. Außerdem wird das Projekt als inklusives Angebot gestaltet. Das heißt, herzkranke Kinder trainieren zusammen mit Geschwistern sowie Kindern und Jugendlichen mit Lungenerkrankungen.

„Durch das Sportangebot soll natürlich die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit verbessert aber auch altersspezifische, motorische Fähig- und Fertigkeiten geschult werden. Die Kinder sammeln zudem Körper-, Material- und Sozialerfahrung, die sie sonst nicht hätten. Unterschiedliche Spielformen, Übungen zur Gesamtkoordination und Entspannungstechniken runden das Angebot ab“, fasst die Sportwissenschaftlerin zusammen.

Und so können einmal pro Woche für ein- bis eineinhalb Stunden Kinder für ein kardiogerechtes Training in der Schule am Sternsee, der neuen Förderschule für Körperbehinderte, Roggengrund 34,  zusammen kommen.

Die Kinder können sich von ihren Ärzten Verordnungen ausstellen lassen, um mitmachen zu können. Eine Verordnung hat einen Leistungsumfang von 120 Einheiten in einem Zeitraum von 24 Monaten.

 

In Deutschland wird etwa jedes 100. Kind mit Herzfehler geboren

Circa fünfzehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland wachsen mit einer chronischen Erkrankung auf. Daraus ergibt sich die Gefahr, dass die Kinder in ihrem Bewegungsdrang eingeschränkt werden, obwohl Bewegung für alle Kinder und deren Entwicklung essentiell ist.

„In Deutschland wird etwa jedes 100. Kind mit einem Herzfehler geboren. Das bedeutet, dass jedes Jahr ungefähr 8.000 Kinder, beziehungsweise jeden Tag circa 20 Kinder, mit einem Herzfehler auf die Welt kommen. Über die Hälfte dieser Kinder muss einmal oder mehrmals am offenen Herzen operiert werden – etwa zwölf Kinder täglich. Dass körperliche Aktivität und Sport positive Effekte auf alle Bereiche der Entwicklung eines Kindes haben ist bekannt“, sagt Prof. Dr. Elisabeth Sticker, Leiterin des Arbeitskreises Kinderherzsportgruppen im Bundesverband Herzkranke Kinder dazu. In einem Kölner Modellprojekt „Sport mit herzkranken Kindern“, bei dem sechs Gruppen von insgesamt 78 Kindern von 1994 bis 2001 eingehend untersucht wurden, habe man diese positiven Effekte für die Zielgruppe eindrucksvoll belegen können.

„Die Anzahl an Herzsportgruppen für Kinder und Jugendliche in der gesamten Bundesrepublik ist gering, zumal die meisten gemeldeten Gruppen inaktiv sind. Dabei ist anzumerken, dass diese Gruppen fast ausschließlich im Westen und Süden von Deutschland angesiedelt sind und bisher keine in den neuen Bundesländern zu finden waren. Daher freue ich mich außerordentlich über das Vorhaben des VSB“, so die Psychologin.

 

von Anna Mydla

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